In den USA hat die #metoo-Aktion große Wellen geschlagen. Seit dem wird sehr viel darüber diskutiert, vor allem ob nicht gar grundsätzlich “der Mann“ das Problem sei. Begriffe wie “männlicher Machtmissbrauch” und “toxische Maskulinität” tauchten im Zusammenhang mit #metoo immer wieder auf. Große Hollywood-Bosse wurden verurteilt, bekannte Fernsehmoderatoren und Direktoren mussten ihren Hut nehmen.
Bei all diesen Fragen und Diskussionen, die nach und nach auch Europa erreichen, stellt sich für uns Männer halt schon die Frage: Was ist eigentlich “männlich”?
Typisch Mann. Typisch Mann?
In der heutigen Zeit wird sehr viel und gerne über Geschlechterrollen und Geschlechterverhalten diskutiert. Die klassischen Konzepte von Männlichkeit haben sich in den letzten Dekaden glücklicherweise nachhaltig verändert. Doch trotz Feminismus und Gleichberechtigung der Frau erziehen viele Mütter ihre Söhne bis heute nach althergebrachten, patriarchalischen Mustern: Ein Junge hat nicht zu weinen, ein Junge zeigt keine Gefühle, ein Junge ist immer stark, Jungs spielen mit Baggern und nicht mit Puppen, Baby-Jungs tragen Blau und niemals etwas anderes. Mädchen hingegen dürfen weinen, Gefühle zeigen, sollen stets aussehen wie kleine Prinzessinnen. Das erzeugt in Jungs schon sehr früh den Druck, diese durch Eltern und Gesellschaft “gewünschte” Geschlechterrolle zu erfüllen.
Doch macht das einen Mann tatsächlich auch zu einem Mann? Eher im Gegenteil. Es führt dazu, dass spätestens im Erwachsenenalter auch heute noch viele Männer wie besessen an den durch die Gesellschaft auferlegten Geschlechterrollen kleben. Ein Mann hat seinen Mann zu stehen. Das kann sich in Einzelfällen soweit steigern, dass sie meinen, diese Rolle so sehr verteidigen zu müssen, dass sie (bewusst oder unbewusst) dann zu Gewalt greifen – ob nun körperlich oder auf psychologischem Level. Und genau dies nennt man dann “toxisch”.
Body Positivity und Männlichkeit
Interessant ist innerhalb dieser Beobachtung, dass gerade pfundigere Männer glücklicherweise häufiger als andere einen alternativen Weg einschlagen. Und das ist auch gut so. Viele von uns waren schon als Kinder etwas kräftiger. Schon früh mussten wir lernen, aufgrund unserer Fülle nicht “der Norm” zu entsprechen.
Spannend dabei ist jedoch, dass die Gesellschaft gerade bei gewichtigen Männern eher selten an ihrer Männlichkeit zweifelt; vielleicht ist dies ein Teil unseres genetischen Programms, schließlich sind kräftigere Jungs, ja, kräftig und somit “stark”! Und das gilt ja schon als “männlich”. Das heißt allerdings nicht, dass es toxische Maskulinität nur bei schlanken oder besonders sportlichen Männern gibt. Es kommt nur nicht ganz so häufig bei uns vor. Nicht zuletzt durch Body Positivity und der Fähigkeit, alles etwas gelassener zu betrachten.
Denn Body Positivity ist ein guter Weg, diesen Teufelskreis des zerstörerischen Männlichkeitswahns zu durchbrechen. Durch die eigene Anerkennung und Akzeptanz des eigenen Körpers und Wesens entsteht eine Verbindung zwischen Geist und Körper. Es setzt eine emotionale Entwicklung ein. Diese Akzeptanz führt zu einer größeren Ausgeglichenheit und einer größeren “Ruhe in sich selbst”, zu mehr Gelassenheit. Der ewige Vergleich mit anderen wird nebensächlich, das eigene Selbstbewusstsein wird gestärkt. Und dies passiert nicht alleine nur auf körperlicher Ebene, es ist vor allem eine Veränderung der eigenen geistigen Haltung. Dies zeigt sich im Verhalten, im Auftreten, nicht zuletzt unterstrichen durch die Kleidung, die es heute ja auch in größerer Auswahl und Qualität gibt als früher.
Wenn ihr mich fragt, was ich für “männlich” erachte, so ist meine Antwort: Männlich ist, nicht besonders aggressiv aufzutreten. Männlich ist, in sich zu ruhen. Mit sich im Einklang zu sein. Bewusst und ausgeglichen mit sich und seiner Umwelt umzugehen.
Body Positivity ist also ein Weg, nicht nur ein für sich einfacheres Leben zu finden. Es ist ein Weg hin zu einer gesunden Männlichkeit, die keinerlei Vergleiche mit anderen sucht. Ich bin gut so wie ich bin. Ich bin Mann.
In diesem Sinne: Think pink, be man. Ohne Vergleiche und im Einklang mit dir selbst!
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